"Arma Georgii" ist eine Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Leben einer Söldnertruppe aus der Mitte des 15. Jahrhunderts möglichst realitätsnah nachzustellen. Die in dieser Liste enthaltenen Anleitungen und Texte behandeln demnach überwiegend den Zeitraum von 1415 bis 1480. Geografisch ist Arma Georgii im Ostbayern angesiedelt, so dass wir vom deutschsprachigen Raum, d.h. dem Gebiet des Deutschen Reiches ausgehen.
Bei der Rekonstruktion von Kleidung, Rüstungen, Waffen und Alltagsgegenständen aus dem genannten Zeitraum stößt man auf einige Schwierigkeiten.
Die Quellendichte ist teilweise sehr gering. Chronisten und Grafiker der damaligen Zeit gehörten entweder den oberen Schichten an oder waren doch stark von ihnen abhängig. Dadurch bedingt wurde in den Dokumenten überwiegend die Situation des Adels und des Klerus beschrieben. Der Alltag der unteren gesellschaftlichen Schichten, welcher uns ja interessiert, wurde entweder nicht oder stark idealisiert dargestellt.
Bei den überlieferten musealen Stücken aus dem Mittelalter treten andere Probleme auf. Zuerst besteht die Gefahr der Verallgemeinerung ohne ausreichende Funddichte. Mit einem Vergleich aus der Gegenwart ausgedrückt heißt dies: Wenn das einzige von zukünftigen Archäologen ausgegrabene Auto ein Ferrari ist - fuhren dann alle Leute Fahrzeuge dieses Typs? Rückschlüsse auf die Verbreitung eines bestimmten Gegenstandes sind nicht immer eindeutig.
Bei den zahlreichen überlieferten Waffen und Rüstungen ist teilweise nicht mehr erkennbar, welche Teile nachträglich ergänzt wurden oder aus verschiedenen historischen Resten zusammengefügt worden sind, z.B. die sog. Kompositharnische.
Ein Beispiel: bei den Harnischen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts gibt es noch 3 authentische, datierte und unverfälschte Stücke1. Rechnet man auf die Anzahl der Gerüsteten in dieser Zeit zurück, ergibt dies einen verschwindend geringen Anteil.
Weiterhin sind größtenteils nur die dekorativen und wertvollen Stücke aufbewahrt worden. Für die einfachen, beschädigten oder veralteten Stücke der breiten Masse galt auch früher schon: entsorgen oder "recyclen". Wenige Ausnahmen überlebten in den bereits frühzeitig angelegten Sammlungen, wie z.B. im Landeszeughaus Graz oder im Royal Armouries in London und Leeds.
Bei Kleidung und Alltagsgegenständen besteht die Hauptschwierigkeit in der Vergänglichkeit der Materialien. Textile Bodenfunde sind bis auf wenige Ausnahmen in Moorgebieten (z.B. Herjolfsnes) nicht vorhanden.
Zusammengefaßt bedeutet dies:
Alle, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, historische Lebensweisen authentisch nachzustellen, gehen vom momentanen Stand der Forschungen aus. Was heute noch allgemein gültig und verbreitet ist, kann morgen bereits durch neue Forschungsergebnisse überholt sein.
Außerdem: Wir alle betreiben dies als Hobby und bei aller Authenzität soll der Spaß im Vordergrund stehen. Manchmal müssen einfach gewisse Zugeständnisse an moderne Lebens- und Umgangsformen gemacht werden.
Quellen:
1) Ulrich Lehnart, Kleidung und Waffen der Spätgotik III, 1420-1480, S.85
Wichtiger Hinweis:
Alle Anleitungen sind selbst erstellt und entsprechen dem Wissensstand des namentlich genannten Verfassers. Arma Georgii übernimmt keinerlei Haftung für Schäden oder Verletzungen, die durch unsachgemäßen Gebrauch oder im Umgang mit Werkzeugen entstehen, welche beim Nachbau verwendet werden. Die Bauanleitungen erfordern teilweise handwerkliches Geschick und sind nicht für Anfänger geeignet.